Grundwasserschutz unter den Deponien ist ein heisses Eisen – genauso wie die korrekte Altlastenentsorgung. Beides ist sehr teuer und risikobehaftet. Die Verursacher und Landeigentümer drücken sich deshalb gerne um genauere Abklärungen und überwälzen die Kosten der Sanierung immer wieder gezielt auf die öffentlichen Kassen.
Auch bei uns ticken Zeitbomben. Schlichtes Vertrauen in die behördliche Kontrollen ist nicht gerechtfertigt, werden zu diesen Themen doch regelmässig Umwelt-Skandale aufgedeckt.
Dass unverschmutzte und gefährliche Deponiestoffe vermischt werden, kann nie ganz ausgeschlossen werden. Es ist ein lukratives Geschäft, toxischen Abfall in Gruben zu verbringen, wo sogenannt unproblematische «Deponiestoffe des Typs A» abgelagert werden. Für verschmutztes Material wird je nach Belastungsgrad mindestens das Dreifache, oft aber auch das Zehnfache an Entsorgungsgebühren verlangt.
Immer wieder kommt es auch in der Schweiz zu Deponie-Skandalen, denn die Kontrollen sind bekanntlich mehr als lückenhaft.
So deckte die ‚Rundschau‘ am 20.1.2021 auf, dass in einer «Deponie für unverschmutzten Aushub» oberhalb des Blausees im Kanton Bern giftige Stoffe eingelagert wurden. Sie gelangten über das Grundwasser in den nahen See. Aufgeflogen war der Skandal, als die Fische dort massenhaft verendeten. Erst dadurch wurde die jahrelange, schwere Verletzung der Vorschriften öffentlich bekannt.
Auch Bund und Kanton waren in die Machenschaften verwickelt und drückten beide Augen zu, damit dort z.B. giftiger Bahnschotter und Bahnschwellen aus dem alten Lötschbergtunnel ‘entsorgt’ werden konnten.
In einem schleppenden Verfahren wird nun nach vielen Jahren einem untergeordneten Mitverantwortlichen die Schuld angehängt, und gegen den Präsidenten der geschädigten Eigentümerin des Blausees (Blausee AG) wurde eine Strafuntersuchung eröffnet. Er hatte eine rechtskonforme Untersuchung und Sanktionierung verlangt und belastende Beweise vorgebracht, für die ihm «mehrfache Verletzung des Geheim- oder Privatbereichs und Nötigung sowie Hausfriedensbruch» vorgeworfen wird. Täter-Opfer-Umkehr?
Die Zeitbombe der Altlast Frohmatt/Waldisberg in Freienbach mit dem unkontrollierten Giftsirup im Untergrund tickt (wie viele andere unentsorgte Altlasten) weiter. Es sagt nichts aus, dass das Amt für Umweltschutz die Kehrichtdeponie Waldisberg (KbS Nr.29_A101) vorab beschönigend als «weder überwachungs- noch sanierungsbedürftig» eingestuft hatte. Die Altlast Frohmatt/Waldisberg bleibt weiterhin eine Gefahr für die Umwelt und speziell für unser Wasser.
Laut Augenzeugen hatte man wöchentlich Industrieabfälle in die Waldisberg-Deponie gekippt und die Abfälle auch immer wieder in Schwelbränden zusammengebacken. Der Umweltskandal ist nur am Schlummern, aber nicht aus der Welt geschafft.
In den Baggerschlitzen befanden sich unter anderem «grünblaue Kupfersalze», es roch im Untergrund nach «Benzin» und an anderen Stellen «stark medizinisch»! Trotzdem wurden die Proben zurückgestellt und von 8 Rückstellproben wurden unseres Wissens seither nur 4 analysiert.
So fliesst das problematische Deponie-Abwasser weiterhin unkontrolliert und ohne die erforderliche Reinigung Richtung Zürichsee.
Dass die Altlast Frohmatt/Waldisberg auch das Neubaugebiet Waldisberg betrifft – was gegenüber den Stimmbürgern offiziell lauthals abgestritten wurde – zeigte sich unter anderem darin, dass mit der Grundeigentümerin (Korporation Freienbach) explizit ausgehandelt worden war, die Gemeinde müsse sogenannt «schadlos» bleiben.
In einer entsprechenden Vereinbarung vom 19. September 2018 (unterzeichnet von Gemeindepräsident Daniel Landolt und Gemeindeschreiber Albert Steinegger) steht:
«B. Vereinbarung
1. Die Korporation Freienbach verpflichtet sich, sämtliche Kosten für allfällig notwendig werdende Massnahmen, wie Untersuchung, Überwachung, Sanierung (inkl. Entsorgung) der mit Abfällen belasteten Parzelle KTN 345 (Kehrichtdeponie Waldisberg) im Bereich der geplanten Einzonung in die W2-Zone, zu übernehmen. Sie übernimmt auch allfällige der Gemeinde Freienbach auferlegte Kosten, inklusive Ausfallkosten gemäss § 23 EGzUSG.»
Als Zückerchen für die Einzonung des belasteten Waldisberg-Bereichs wurde den Stimmbürgern gegenüber im Jahre 2018 behauptet, es entstehe dort «kostengünstiger Wohnungsbau» im sogenannt ‘öffentlichen Interesse’. Doch weder im Baugesuch noch im Dienstbarkeitsvertrag zwischen der Landeigentümerin (Korporation Freienbach) und der Bauherrschaft («Freie Wohnbaugenossenschaft Höfe») steht nun noch etwas von «preisgünstigen Wohnungen», geschweige denn von Kosten-Obergrenzen oder von Richtlinien für die Aufnahme von Nutzniessern der versprochenen, tieferen Mietpreise.
Wer sollte mit welchem Einkommen davon profitieren können? Wer legt die Mieten fest? Und macht die Gemeinde dazu die nötigen Vorschriften? Kontrolliert überhaupt jemand, ob die Vorgaben der Urnenabstimmung erfüllt werden?
Vielleicht will man keine schlafenden Hunde wecken. Schliesslich sitzen die Bewohner dort neben (teilweise auch über) Altlasten.
Das Bürgerforum wird zur Altlasten-Entsorgung Waldisberg weiterhin im Gemeindehaus und in Schwyz nachhaken.
In der aktuellen kantonalen Deponierichtplanung wurde über unsere Stimmbevölkerung hinweg ‘festgesetzt’, dass total rund 21.5 Millionen Kubikmeter Deponiematerial Typ A im Gebiet Talweid, am östlichen Rand der Gemeinde Freienbach, abgelagert werden sollen. Unsere Region müsse wachsen und immer noch urbaner=städtischer werden. Das führe halt zu höherem Deponieraumbedarf.
Man weiss zwar in Schwyz, dass die Bürgerforums-Initiative zur Unterschutzstellung der Landschaft Tal-Talweid-Weingarten-Joch am 26. September 2021 mit 75.77% angenommen wurde und dass sie das Aus für die (in hohem Masse grundwassergefährdende) Deponieplanung bedeutet.
Dennoch geht man in Schwyz einfach über die bevorstehende Schutzzonenausscheidung hinweg.
Das Mitspracherecht der Gemeinden bei der Bestimmung neuer Deponiestandorte ist seit Längerem unter politischem Beschuss. Umso wichtiger ist es, dass die Landschaftsschutz-Zonenplanung der Gemeinde Freienbach vorangetrieben wird, denn es gibt starke Bestrebungen der Deponielobby, ein Diktat aus Schwyz über die Deponiestandorte zu erreichen.
Wir müssen schneller sein!
Auch hier zeigt sich, wie wichtig die Reduktion des Aushubvolumens bei Neubauten ist. Wird die Pluralinitiative «Bauboom – genug ist genug» gutgeheissen, die das Bürgerforum im Oktober 2024 lanciert hat, so reduziert sich automatisch der Bedarf an regionalem Deponieraum.
Indem weniger Untergeschosse ausgebuddelt werden und der unverschmutzte Aushub auf dem Bauareal zur Terraingestaltung verwendet wird, statt weggekarrt zu werden, können wir der Landschaftsverschandelung und Umweltgefährdung durch Deponien wirksam Einhalt gebieten.